Rolf Leise
Hui Wäller !!
Beim surfen durchs Net bin ich irgendwann auf Eurer Hompage und in Eurem Gästebuch gelandet und wie bei „Ein Daadener wohnhaft im Bergischen Land“ kommen mir auch Kindheitserinnerungen. Zwar bin ich kein geborener Daadener, aber irgenwie ist Daaden auch meine Heimat, zumindest, die Heimat meiner Kindheit. Meine Mutter flüchtete während der letzten Kriegstage 1945, mit mir nach Daaden, wo Verwandte von uns wohnten. Wir wurden untergebracht im sogenannten „HJ-Heim“, ältere Daadener werden sich daran erinnern wo es war, das Haus glaube ich, steht heute noch ..angeschmiegt an den Gasthof Ermert, zwischen der ehemaligen Fleischerei Jackel und gegenüber der Rückseite der „alten Post“, ….. lange nach dem Krieg immer noch genannt „Partei-Heim“ genannt. Dort also, „am Marktplatz 1“ so war die Postadresse, dort verbrachte ich meine schöne Kindheit. Im Haus wohnten auch noch eine Familie Kempf und die Familie Strunk, welche später im Reuschewäldchen ein Eigenheim bauten. In Daaden verlebte ich also von 1945 bis 1956 eine wunderschöne Kindheit, während ich dies schreibe, kommen mir immer neue Erinnerungen und Gedanken, welche ich gar nicht alle niederschreiben kann ..vielleicht ein paar Stichworte.
Ich erinnere mich an die Schule … 1947, Einschulung in die Hindenburg-Schule bei Lehrer Groh, welcher mir noch in Erinnerung einer Maulschelle ist, die Krichhofschule, die Bahnhofschule und ich glaube, Mühlhofsschule (Mühlhofsweg) .. aufregend, jedes Jahr in eine andere Schule, aber die Schüler blieben alles zusammen (bis auf wenige, welche zur Mittelschule/ Gymnasium) nach Betzdorf verschwanden. Ich erinnere mich gerne an meine Klassenkameradinnen und Klassenkameraden .. an Einzelne vielleicht nicht so sehr, denn geprügelt haben wir uns auch schon mal. … mir fällt zum Thema Schule gerade ein, woran ich immer gerne zurück denke, es war im 2. oder 3. Schuljahr Singen angesagt, jeder Schüler mußte was vorsingen .. üblicherweise natürlich die Lieder, welche man damals in der Schule zu singen pflegte „Im schönsten Wiesengrunde ..“ oder „alle Vögel sind schon da“ … ich erinnere mich gerne an Else Pfeifer, sie sang „leise rauscht es am Missouri“ .. wundervoll sang sie, mit einer schöne Stimme ..und mutig war sie, der Lehrer schimpfte, aber wir haben uns gefreut. Ich erinnere mich an schöne, kalte schneereiche Winter. In diesen Wintern war es wunderschön mit unseren Schlitten zu fahren und da es kaum Straßenverkehr gab, konnte man durch ganze Dorf rodeln. Es ging los am Friedhof, Kirchofgasse, Dankmalstrasse, Mittelstraße bei Koch’s vorbei, am „Rheika“ vorbei, über die Daade Brücke bis zur Tankstelle… „geil“ würden wir heute sagen. Vielleicht erinnern sich die Ältern noch an Fußballspielen mit einem Lumpenball auf dem Marktplatz? ..Oder die tolle Zeit an heißen Sommertagen, wo auf dem Marktplatz die Dreschmaschine stand? ..war es nicht schön, das Versteckenspielen zwischen den mit Korn hoch beladenen Kuhfuhrwerken? Oder an Sommertagen in die Daade zu gehen, sie aufzustauen mit Steinen und Grassoden dazwischen .. egal, was da alles drin rum schwamm, Kläranlagen gab es ja nicht und so war es kein Wunder, dass man manchmal sich was einfing, was einen schnellen Weg zum Plumsklo erforderte. Die „Badeanstalt“, ein mit Teerpappe ausgeschlagenes Loch, war nicht umsonst an den Ortsanfang plaziert worden. Ich erinnere mich, der Zulauf war aus der Daade und der Abfluß ebenfalls … so badete Daaden in Mitbringseln aus Derschen und Emmerzhausen. Ebenfalls wunderschön in meiner Erinnerung war der jährliche Markt .. Atraktionen über Atraktionen, ein Karusell, eine Schiffschaukel, einmal sogar ein Kettenkarusell und ein Autoscooter .. und da wir direkt am Markt wohnten, war es Abends wunderschön laut und Freikarten gabs von den Schaustellern, weil dies zum Teil bei uns Strom bekamen. Wie gesagt, eine schöne Kindheit .. Jugendliche heutzutage feixen sich eins und schütteln mit dem Kopf. Mit 13 Jahren kam ich aus der 8.Klasse und begann eine Lehre in Betzdorf als Maler .. tja, Maurer, Maler oder auf den „Fuss“, das waren die Alternaiven … man lernt und man gehörte dann zu den Größeren .. schon ein wenig Halbstark wurde man… erinnert Ihr Euch an folgendes Lied: „Mir sein lauter Doorer Jonge, wer wat well, de ka jo kumme ..Knöppel in d’r Hand, Fläsche in d’r Däsch ..wer se net mem Knöppl kret, dä kret se met d’r Fläsch.“ Das sangen wir, wenn uns mal jemand doof kam, aus einem der Nachbardörfer … am schlimmsten, wenn dies aus Herdorf kamen, denn die waren ja schließlich katholisch ..unfassbar, dass diese sich dann doch mal auf das jährliche Volksfest verirrten.
Und dann, 1956 änderte sich plötzlich alles, mein Vater wurde wieder Soldat und wurde nach Norddeutschland versetzt und so befand ich mich plötzlich in der Nähe von Hannover. Ich machte dort meine Lehre zu Ende, dann arbeitete ich noch ein halbes Jahr bei der englischen Armee, bevor ich 1959 mit 18 Jahren auch Soldat wurde. Mittlerweile bin ich pensioniert und lebe am Stadtrand von Bremen.
Einen lieben Gruß sende ich Euch vom Wanderverein und natürlich denen, welche mich vielleicht noch aus der damaligen Zeit kennen.
Euch Wanderern wünsche ich viel Freude bei Eurem Hobby
Rolf Leise
rolf.leise@gmx.de